Polizei räumt Kino in Paris

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1.3.2022

In Paris hat heute morgen ab sechs Uhr die seit einigen Wochen befürchtete Räumung des Cinéma la Clef (Revival) stattgefunden. Das traditionsreiche Programmkino im 5. arondissement war nach längerem Leerstand von Kino-AktivistInnen im September 2019 besetzt worden, um es als kollektiv geführtes Kino zu erhalten. Über drei Jahre haben die BesetzerInnen ein tägliches wechselndes Filmprogramm von einmaliger Qualität und Vielfalt mit Unterstützung fast der gesamten französischen Filmwelt auf die Beine gestellt (Eintritt auf Spendenbasis und viele berühmte Gäste, die die Aktion solidarisch durch ihre Auftritte unterstützten). Es hat nichts genutzt. Letztlich setzt das Kapital sich durch, hier in Form eines Riesenunternehmens der angeblichen Sozial- und Solidarwirtschaft, der SOS-Gruppe, die den alternativen Kultursektor nach wirtschaftlichen Maßstäben zu ihrem Zweck vereinheitlicht und umorganisiert. Wir bedauern sehr, dass es unseren FreundInnen (2020 waren zwei Vertreterinnen des La Clef Revival via Videogespräch im Kino im Sprengel zu Gast) trotz ihres bewundernswerten Engagements und Widerstands nicht gelungen ist, die sozialistische (!) Pariser Bürgermeisterin Anne Hidalgo davon abzubringen, die Polizeikräfte zu schicken. Ein trauriger Tag für die unabhängige Kultur in Europa, das sich moralisch dem Rest der Welt so überlegen wähnt!

Nachtrag am Abend:

Die Gruppe SOS, die Anfang Februar die Räumung des Kinos beantragt hat, ist heute, am Tag der Räumung, vom Kauf des Gebäudes zurückgetreten. Wieder alles offen?

Kino oder kein Kino, das ist hier die Frage

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Übernahme des Textes, der im Dezember auf der Startseite zu lesen war (dort veröffentlicht am 21.12.21)

Wie bereits leidlich kommuniziert, bleibt unser Kino zumindest bis zum Jahresende geschlossen. Wir entschuldigen uns hier bei allen, die den etwas plötzlichen Programmabbruch nicht mitbekommen haben. Die bereits verteilten Dezember-Programme und die Ankündigungen in der Presse konnten leider nicht mehr rückgängig gemacht werden.

Der Grund der Schließung ist natürlich, wie sollte es anders sein, Corona und was damit zusammenhängt, und damit auch das Ausbleiben der Besucher*innen.

Natürlich mögen auch unsere Film-Angebote speziell sein, aber das war ja schon immer so, und in dieser Hinsicht bleiben wir standhaft und geben möglichen Wünschen nach Schmusekost nicht nach. Wir sind eben kein kommerzielles Unterhaltungskino und wir wünschen uns weiter ein ebenso unkommerziell gesonnenes Publikum. Nur gemeinsam sind wir stark! (Alter Slogan aus Vor-Corona-Zeiten)

2G oder 2G+, das ist auch noch die Frage

Kommerziell oder unkommerziell, wir unterliegen denselben Corona-Regeln. Aktuell – wer weiß, wie lange noch – ist die zusätzliche Vorlage eines Tests für Kinobesuche nicht mehr erforderlich – sofern höchstens 70% der vorhandenen Plätze belegt werden. Insofern wäre die Eintrittshürde jetzt wieder etwas niedriger.

Allerdings bleiben alle gegen Corona nicht geimpften Menschen weiter ausgeschlossen. Diese gesellschaftliche Spaltung, die gerne den Impfunwilligen angelastet wird, machen wir nur zähneknirschend mit. Andererseits wäre zu befürchten, dass wir bei fortgesetzter Corona-Starre nicht mehr wieder auf die Beine kommen. (Typische Drohung, nicht zu ernst nehmen.)

Januar Programm

Das heißt: Für den Januar haben wir trotz allem wieder ein Programm geplant. Auf Veranstaltungen mit geladenen Gästen, wie sie den Dezember dominierten, haben wir dabei allerdings verzichtet. Zu unsicher ist die Lage und in diesen maskierten Zeiten kommt ohnehin kein rechter Austausch zustande.

Wenn also unsererseits kein Sinneswandel mehr eintritt oder Kinoschließungen verordnet werden sollten, machen wir das Januar-Programm in Kürze an dieser Stelle publik.

Es ist ein Versuch, und es sind noch weitergehende Versuche geplant. Wir hoffen, dass Ihr Euch versuchsweise beteiligt.

Eure in der Zwickmühle steckende Kino-im-Sprengel-Crew