Eine Klage kommt selten allein

In Frankreich sind aktuell gleich drei befreundete Film- und Kino-Initiativen bedroht.

1) Filmwerkstatt MTK in Grenoble. In Grenoble bekam das Kunst-Zentrum DISPEL, untergebracht in einem ehemaligen Lagergebäude, das die Region Grenoble-Alpes verwaltet, von dieser kurz vor Weihnachten eine Aufforderung zur sofortigen Räumung (zum 26.12.!) zugestellt. Die Stadt Grenoble, Garant des Mietvertrages, will sich nun aus der Verantwortung stehlen. Stadt und Region schieben sich gegenseitig den weißen Peter zu. Ende offen. Unter den betroffenen Vereinen befindet sich die Filmwerkstatt MTK, Pionier unter den europäischen Künstler-Filmwerkstätten. (Eine Reihe von KünstlerInnen aus dem Umfeld des MTK waren bereits im Kino im Sprengel zu Gast.)

2) Filmwerkstatt L'Abominable in La Courneuve. Das L'Abominable, die inzwischen größte und produktivste Künstler-Filmwerkstatt in Europa, die seit 2011 in der Pariser Banlieue, in La Courneuve, in einer ehemaligen Schulküche untergebracht ist, ist ebenfalls von der Räumung bedroht. Das Gebäude soll abgerissen, das Grundstück neu bebaut werden. Auch hier hat die Stadt ihre Zusage, für die Filmwerkstatt einen alternativen Ort zu finden, vergessen. Die Lage ist bedrohlich. (Vom L'Abominable war bisher Nicolas Rey, einer der Mitbegründer, im Kino im Sprengel zu Gast.)

3) Cinéma La Clef Revival in Paris. Die BesetzerInnen des Cinéma la Clef im Herzen von Paris, organisiert im Verein "Home cinéma", der das Gebäude erwerben will, damit das Kino auf Dauer kollektiv weiterbetrieben werden kann (siehe den Spendenaufruf im vorhergehenden Blog), hat einen unangenehmen Kaufkonkurrenten bekommen, der überdies bereits einen Vor-Kaufvertrag unterschreiben konnte. Es handelt sich um das Unternehmen "Groupe S.O.S.", das unabhängige Kulturinitiativen einzukaufen sucht, um den freien Kulturbereich zu unterwandern. Auch in diesem Fall kann nur die Stadt Paris, die hier ein Vorkaufsrecht besitzt, das Blatt wenden. Doch nachdem die Stadt sich mündlich entsprechend geäußert hatte, hält sie sich nun wieder bedeckt. Der Ausgang ist offen. (Im vergangenen Oktober waren BesetzerInnen des Cinéma La Clef per Video-Schaltung und mit Kurzfilmprogramm im Kino im Sprengel zu Gast.)

Es scheint, dass an allen drei Orten die Gunst der Stunde genutzt werden soll, dass nämlich eine Mobilisierung und Solidarisierung jenseits von online-Bekenntnissen (wie hier!) derzeit nicht möglich ist.

Allerdings: Das Crowdfunding für das Cinéma La Clef hat bereits über 70.000 € erbracht. Spendet!